Der Kasten vom Onkel Fritz

Mein Großonkel, der 1982 in Gößnitz/Thüringen verstarb, hinterließ meiner Familie u.a. auch seine Radios. So auch dieses Blaupunkt Super 4LWP – Produktionsjahre 1933/34, welches nun derzeit das älteste Radio in meiner Sammlung ist. Ich kann mich erinnern, dass ich dieses Radio sogar 1982 einfach eingeschaltet habe und es funktionierte. Seit dem stand es nun 30 Jahre auf dem Speicher meiner Eltern und ich nutzte meinen letzten Besuch, um es mit zur mir zu nehmen, um es komplett zu überholen.Das Gehäuse besteht aus Bakelit und weißt keinerlei Schäden auf und auch die Radioskala ist sehr gut erhalten.

Blaupunkt Super 4LWP

Das Ideal Blaupunkt Super 4LWP

Auch wenn das Radio 1982 noch spielte, so sind die verbauten Rens-Röhren kaum noch zu bekommen. Die damalige Beschichtung der Kathode bestand damals aus Barium oder Thorium, diese „verbraucht“ sich im normalen Betrieb. Auch Lufteinbruch kann so eine Röhre unbrauchbar machen.

Hier müßte man sich anderweitig z.B. durch Umsockeln und Anpassen auf andere, noch erhältliche Röhrentypen, behelfen.

Blaupunkt Super 4LWP

das Blaupunkt Super 4LWP

Die Rückwand ist auch noch gut erhalten:

Blaupunkt Super 4LWP

Rückwand vom 4LWP

Blaupunkt Super 4LWP

das Typenschild

Nun mal ein Blick „unter die Haube“:

Blaupunkt Super 4LWP

das Chassis vom Blaupunkt Super 4LWP

Blaupunkt Super 4LWP

Blaupunkt Super 4LWP

Blaupunkt Super 4LWP

es geht relativ eng zu und aufgeräumt sieht anders aus

Blaupunkt Super 4LWP

auf dem Chassis – leichter Flugrost und bröselige Kabelage

Blaupunkt Super 4LWP

im Gehäuse und am Lautsprecherfilz sind noch Tannennadeln von anno Tobak

Formiergerät

19V Ladespannung und Dauerleuchten am Formiergerät – dieser Elko ist hie!

Blaupunkt Super 4LWP

Da hilft nur eine Neubefüllung!

Nachdem alle Kondensatoren erneuert wurden, konnte der Blaupunkt in Betrieb genommen werden. Ich habe noch die Netzanpassung mit einem Hochlastwiderstand vorgenommen, damit die exakten 4Volt Heizspannung bei unserer derzeitigen Netzspannung von knappen 230Volt eingehalten werden.

Fertig!

Blaupunkt Super 4LWP

Blaupunkt Super 4LWP – fertiggestellt

 

 

Technische Daten:

Produktionsjahr: 1933/1934
5 Röhren: RENS1224, RENS1234, RENS1254, RES964, RGN1064
6 AM-Kreise, ZF/IF 475 kHz
Wellenbereiche: Lang-, Mittel- und Kurzwelle.
Dynamischer Lautsprecher mit Erregerspule (elektrodynamisch)
Gehäuseabmessungen (BHT): 42 x 33 x 27 cm, Gewicht 13,5 kg
Originalpreis 255.- RM

Schaltplan-Download hier als pdf

7 Beiträge zu “Der Kasten vom Onkel Fritz”

  1. Diogenes sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Fund !

    Einfach genial !

    Nicht nur Barium und Thorium verbrauchen sich. Die Röhren nutzen auch „Insgesamt“ ab. Das gilt übrigens für a l l e Röhren.

    Bei den Röhren „RES… RGN… REN usw.“ gibt es auch häufig Probleme mit dem Vakuum und auch der Mikrophonie. Etc.

    Röhren-Ersatzschaltungen für diese Röhrengeneration sind natürlich machbar, aber man sollte sich das n i c h t so einfach vorstellen.

    Das geht schon bei der Heizspannung los, weiter über die Kathoden-Bauart (direkt beheizt) bis hin zur Impedanz und dem Gesamt-Innenwiderstand der jeweiligen Röhre.

    Sogenannte „Direkt beheizte Röhren“ haben ggüb. „Indirekt beheizter Röhren“ eine vollkommen andere C h a r a k t e r i s t i k !

    Unter anderem müssen bei direkt beheizten Röhren sogenannte „Entbrummerschaltungen“ eingebaut werden…

    Das bedeutet, daß man eine Uralt-Röhre, die für den „Direktheizungsbetrieb“ gebaut und somit auch verbaut wurde, nicht so ohne weiteres durch eine „moderne“ Röhre ersetzen kann.

    Zu „Testzwecken“ jedoch läßt sich das gerne machen. Einfach melden…

    Zur Erhaltung eines wirklich historischen Rundfunkgerätes, wie es hier grade bei Tilo vorliegt, empfiehlt sich natürlich der Ersatz möglicherweise defekter Röhren durch ORIGINALRÖHREN !

    Auch wenn das etwas mehr kostet; aber nur d a s ist der richtige Weg bei so einem schönen Gerät.

    Ich bin gerne bereit, bei der Aufarbeitung dieses Gerätes zu helfen.

    Mit glühenden Heizfäden im Spätsommer…

  2. Klaus Lembeck sagt:

    Moin moin Herr Graupner,

    suche eine Netzdrossel für mein Telefunken Opus 2550,
    können Sie hier aushelfen,
    oder mir eine Bezugsadresse nennen ?

    mfg
    Klaus Lembeck

    1. Diogenes sagt:

      Hallo alle miteinand !

      Der Klaus Lembeck hat sich wohl „verlaufen“, ist hier beim historischen BLAUPUNKT gelandet. Eigentlich hätte er ja in der TELEFUNKEN (AEG) -Ecke auftreten müssen. Aber erst mal zum Thema : Der Klaus sucht also eine „Netztdrossel“. Meint er eine „Siebdrossel“ ?

      Das müssen wir wissen, bevor wir genaueres dazu sagen können.

      Ich bin gerne bereit, zu helfen.

      Frohe 50 Hertz an alle, bis dahin…

  3. Diogenes sagt:

    Schön, daß die Arbeiten an dem Gerät begonnen haben.
    .
    Allerdings muß ich die Meßwerte der Röhren etwas relativieren.
    .
    Dazu ist zunächst zu wissen, daß es sich bei der ENDRÖHRE „RES 964“ um eine sehr leistungsstarke NF-Endverstärkerröhre handelt, die mit ihrer Anodenleistung von immerhin 9Watt bei einem Außenwiderstand von 7kilo-ohm als erste Leistungs-Tetrode (Penthode) im NF-Endverstärkerbereich diese Leistungsmaßstäbe -bis zum Ende der Röhrenpraxis (ECL86) !- gesetzt hat.
    .
    Diese Maßstäbe erforderten aber auch eine entsprechende Leistungsfähigkeit des Netzteils, d.h. des Netztrafos, der Gleichrichterröhre und der Lade- und Siebelkos.
    .
    Wo wir beim Thema „RGN 1064“ wären:
    Eine „RGN 1054“ oder gar „RGN 1034“ wären niemals in der Lage, den Leistungsanspruch einer „RES 964“ auch nur annähernd zu erfüllen. Das hat u.a. mit der Strombelastbarkeit zu tun. Die „RGN 1064“ (=AZ 1, ziemlich gleich, Sockel anders) kann diesem Leistungsanspruch grade eben entsprechen. Diese Röhre ist eine Zweiweg-Gleichrichterröhre, die als Vollwellengleichrichter geschaltet wird. D.h., sie arbeitet mit einer symmetrischen Wechselspg. an den Anoden.
    Eine unterschiedliche Emmission der beiden Systeme, wie es hier der Fall ist, führt zu einer „Schieflage“, auch an Lade- u. Siebelko, und der gesamten Verbraucherkette im Gerät.
    Nicht zuletzt der Tatsache wegen, daß die Endröhre mit 100% gemessen wurde, ist die hier besprochene Gleichrichterröhre nicht mehr in der Lage, die Endstufe mit ausreichender Energie zu versorgen. Damit ist diese Röhre wohl nicht unbrauchbar; man kann sie durchaus noch in Geräten mit deutlich kleiner bemessenen Endröhren zufriedenstellend einsetzen. Beispielsweise läßt sie sich anstelle einer „RGN 1034“ verwenden. (Direkt austauschbar). Was allerdings das hier zur Debatte stehende Gerät betrifft, schließe ich eine vollständig zufriedenstellende Wirkung aus. 9 Watt Endröhrenleistung sind nicht zu unterschätzen …
    Ich empfehle eine Diodenschaltung als Ersatz, wie schon oft besprochen.
    .
    BEURTEILUNG DER MEßERGEBNISSE:
    .
    1.) RES 964 : Mit 100%: Sehr gut
    (Leistungsendröhre, direkt beheizt)
    .
    2.) RENS 1224 : Mit 94%: Sehr gut
    (Hexode, HF-Röhre, Mischröhre, 4-Gitter-Verstärkerröhre, ungeregelt, indirekt beheizt, Kolbenbeschichtung mit Kath. verbunden)
    .
    3.) RENS 1254 : Mit 65%: Grade noch brauchbar; sehr grenzwertig ! ACHTUNG: Die Diode wurde nicht gemessen ! Bitte nachholen !
    (Diode/Tetrode, HF-Gleichrichter, Regelspgs.-Erzeugung, NF-Vorverstärker, indirekt beheizt)
    .
    4.) RENS 1234 : Mit 74%: Noch ganz gut.
    (Hexode, HF-/ZF-Röhre, Regelröhre, indirekt beheizt, Kolbenbeschichtung mit Masseanschluß verbinden.)
    .
    5.) RGN 1064 : Mit 76/84%: Brauchbar, aber auch in erheblicher Schieflage. Für geringere Leistungsansprüche einer Endstufe/Schaltung grade noch geeignet.

    Na dann: Viel Erfolg beim Renovieren !

    1. Tilo sagt:

      Oh, da hab ich wohl das Diodensystem der RENS1254 vergessen! Habe dies soeben nachgeholt und das Ergebnis ist sehr gut: 80%!

      1. Diogenes sagt:

        Sehr schön, Tilo !
        .
        Damit ist diese Röhre insgesamt als brauchbar einzustufen, unter Berücksichtigung des Meßwertes von 65% beim Penthodensystem.
        .
        Übrigens handelt es sich bei dieser Röhre (RENS 1254) um eine Verbundröhre, eine sogenannte „Binode“.
        .
        In dieser Röhre wird die ZF über die Diodenstrecke in NF umgewandelt und im Penthodenteil derselben Röhre (vor-)verstärkt, um dann über eine Ankopplung (Kondensator) an das Steuergitter (G1) der Endröhre weitergeleitet zu werden.
        .
        Dort wird dann die endgültige Verstärkung über AÜ und LS durchgeführt, damit das menschliche Ohr auch etwas davon hat …
        .
        Gruß !

  4. Diogenes sagt:

    Anodenspannung der Endröhre „RES964“ bei dem Blaupunkt „4LWP“:
    Falle beim Restaurieren !
    .
    Die Primärwicklung des Ausgangstrafos wird einseitig über eine „Schaltbuchse“ für den Anschluß eines Zweitlautsprechers geführt.
    .
    Wenn diese Schaltbuchse nicht einwandfrei funktioniert, ist der Kontakt zw. Anodenspg. und Ausgangsübertrager nicht einwandfrei gewährleistet.
    .
    Diese Art der Störung kommt bei Geräten dieser Generation nach diesen vielen Jahrzehnten sehr häufig vor; es kann sich um Oxydation oder/und Erlahmung des Federkontaktes handeln.
    .
    Hier muß sorgsam Obacht geübt werden !
    .
    Eine Schwankung/Wackelkontakt oder gar ein Ausfall der Anodenspg. kann zu vorzeitigem Verschleiß bzw. Zerstörung der kostbaren Endröhre führen, weil die Schirmgitterspg. nicht gleichzeitig unterbrochen wird.
    .
    Vorsichtshalber muß dieser Schaltbuchse grundsätzlich höchste Aufmerksamkeit gewidmet werden !
    .
    Viel Erfolg noch …

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