Der Edeldreher

Da ich noch einige LPs aus meiner Jugendzeit besitze und schon immer mit einem Plattenspieler liebäugelte, nahm ich auch sofort die Gelegenheit wahr und erwarb bei Josef, meinem Freund und Sammlerkollegen aus Brühl, einen edlen Dreher der Marke Dual 1219 in einer Grundig-Zarge für ganz kleines Geld.

Dual 1219

Dual 1219

Dieser edle Plattenspieler stammt aus dem Jahre 1971 und kostete damals 650.- DM. Schon beim Abheben des Plattentellers staunte ich nicht schlecht über das Gewicht von 3,5 kg, mächtig gewaltig! Leider waren die Schalter und Hebel fest und auch der Motor drehte nicht mehr. Klarer Fall von Verharzung nach all den Jahren.

Nun musste ich mich erst einmal belesen und meldete mich in dem Dual-Board an. In diesem Forum findet man alles über diesen Dreher und auch so herrscht da ein netter Umgangston – absolut zu empfehlen. Laut der Beschreibungen da im Board muss unbedingt auch der Motor gewartet werden. Man findet reichlich Anleitungen und Fotos zum Öffnen des Motors.

Dual 1219

Rotor mit Rost

Das untere Traglager des Motors musste gesäubert und geölt werden, auch den Rotor habe ich etwas abschmirgeln müssen, um den Rost zu entfernen.

Dual 1219

Aktion „Schrauben statt Nieten“

Die ausgebohrten Nieten habe ich der Anleitung folgend durch Schrauben ersetzt. Man merkte gleich nach dem Zusammenschrauben des Motors, wie leicht er jetzt wieder dreht.

Dual 1219

Polieren und Reinigen

Nach dem Entharzen und Schmieren der Mechanik läuft der Plattenspieler wieder seidenweich, alles läßt sich wieder schalten und die Nachlaufzeit des Plattendrehers beträgt um die 32 Sekunden. Den Kondensator für den Motor habe ich auch getauscht. Gleichzeitig bin ich der Umbauanleitung von DIN auf Chinch aus dem Dual-Bord gefolgt. Nun endlich Testlauf am Verstärker – es kam kein Ton – Schweigen im Walde!

Dual 1219

Das Nadelsystem sieht schon etwas mitgenommen aus.

Am Tonarm kann man das kleine Hebelchen nach vorne ziehen und schon fällt einem das Nadelsystem entgegen, welches in diesem Fall sicherlich schon mal bessere Zeiten gesehen hatte.

Dual 1219

die verbogenen Kontakte

Alles war ziemlich korrodiert und verbogen, auch die Lötstellen sehen abenteuerlich aus. Mit dem Glasfaserpinsel habe ich die Steckkontakte blankgepinselt.

Dual 1219

Kontaktfedern

Die Kontaktfedern hingen vorher auch ganz platt am System und kriegten daher keine Verbindung zu Tonarm.

Dual 1219

Kontaktaufnahme vom Arm

Nun sind die alle wieder schön blank und auch beim Testlauf kam nun endlich Musik aus den Boxen!

Doch leider erst mal nur ganz leise und ohne Dynamik, das kann doch nur noch an dem vermaledeiten Nadelsystem liegen?! Josef meinte, er hat noch ein System zum testen, schade dass er so weit weg wohnt, sonst hätte ich es schon längst getestet;-)

3 Beiträge zu “Der Edeldreher”

  1. BrainMcFly sagt:

    Brauchte man nicht für Plattenspieler nen Vorverstärker? Mein alter Verstärker hat noch direkt einen Phono-Eingang mit Rumpelfilter und Vorverstärker oder was auch immer. Ich bin ja eher mit den handlicheren digitalen Untersetzern groß geworden 😉

  2. Tilo sagt:

    Jo, Phonoeingang muss er schon haben, hab auch an zwei Verstärkern getestet, also daran liegt es nicht. Bin mir aber sicher, dass es am Nadelsystem liegt, werde ich mal bei Gelegenheit testen.

  3. Diogenes sagt:

    Falls es sich um ein „Magnet-System“ handelt (was bei diesem Gerät im Auslieferungszustand Standart war) geht natürlich nur etwas mit einem „Entzerrer-Vorverstärker“. Viele modernere Verstärker haben den nicht mehr integriert. Den Vorverstärker kann man als Vorschaltgerät bekommen, ca. 15 bis 20 Euro.
    Sollte der hier vertretene Tonkopf wirklich schadhaft sein, gibts guten Ersatz beispielsweise das M75 von SURE; sehr langlebig und nicht allzu teuer.

    TONKOPFANSCHLÜSSE: Es empfiehlt sich, nach der Glasfaserreinigung der Kontakte diese mit Oszillin (Teslanol) zu konservieren.

    MOTOR: Sind die neuen Verschraubungen am Motor mit Federringen gesichert ? Oder mit Schraubensicherungslack bzw. mit Kontermuttern ?
    Sie könnten sich sonst mit der Zeit losrappeln…

    Insgesamt ein schönes Teil und seinerzeit sehr beliebt. Nach dieser umfangreichen Überarbeitung wird er noch sehr lange Freude bereiten.

    Aber Achtung: Alle paar Wochen mal ’nen Stündchen laufen lassen, dann bleibt er auch „gelenkig“…

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