Automatischer Allstrom-Polwender

Da immer wieder auf die Gefahren bei Allstrom-Geräten hingewiesen wird, weil das Chassis bei ungünstiger Polung der Steckdose das Potential und somit die vollen 230V besitzt, sollte auf die Polarität geachtet werden. Abgesehen vom Benutzen eines Phasenprüfer ist es möglich, hier einen automatischen Allstrom-Polwender nach folgender Bauanleitung einzusetzen.

Den „Automatischen Allstrom-Polwender“ gemäß Schaltplan aufbauen.
Bevor der „Polwender“ in das Radio eingebaut werden kann, müssen Eingriffe in das Allstromradio wie folgt vorgenommen werden:

  1. Der Netzstecker muß entfernt werden. Das originale (2-polige) Netzkabel muß aufgerollt u. ins innere des Gerätes gelegt und in geeigneter Weise fixiert werden.
  2. Es muß festgestellt werden, welche der beiden Adern dieses Netzkabels mit dem GERÄTECHASSIS verbunden ist. (Dazu muß das Gerät „eingeschaltet“ werden, jedoch ohne ans Netz angeschlossen zu sein!) Auf keinen Fall einen „Durchgangsprüfer“ (Piepser) verwenden! Das führt zu falschen Ergebnissen. Am besten zieht man ein OHM-METER heran; der kleinste Wert (gegen NULL OHM) zw. einer der beiden Adern und dem Chassis zeigt an, welche Ader mit dem Chassis verbunden ist. Diese Ader ist ab sofort „N1″. Zwangsläufig ist die andere Ader ab sofort „L1″.
  3. Die Platine des Polwenders an einer geeigneten Stelle im Radio befestigen.
  4. Nun die beiden Adern mit den entsprechenden Klemmen (N1 + L1) des „Polwenders“ verbinden.
  5. Schaltung in Betrieb nehmen.

Nun muß das Chassis unabhängig von der Stellung des Netzsteckers IMMER mit dem Nulleiter; also „N“ verbunden sein.
Gegenprobe machen: Stecker raus- u. um 180Grad verdreht wieder reinstecken. (Im Bedarfsfall spricht das Relais an). Am Chassis muß -wie gesagt- immer „N“ anliegen.
Die Überprüfung kann mit einem handelsüblichen „Phasenprüfer“ durchgeführt werden. Den Phasenprüfer also einfach gegen das Chassis halten, er darf NICHT aufleuchten
Sollte das doch der Fall sein, wurde eindeutig ein Fehler beim Nachbau der Schaltung oder dem Anschluß des Radios an die Schaltung gemacht. Die Anschlüsse und die Polwenderschaltung überprüfen u. nachbessern.

Die Schaltung ist sehr einfach und selbsterklärend. Der Schutzleiter dient als Bezugspunkt für den nichtleitenden Netzanschluß und hat mit dem Radio niemals etwas zu tun. Er dient als Nulleiter für die Erregerspule des Relais.

Die Relaisspule darf nur max. 10mA Strom ziehen. Ein FI-Schutzschalter hat eine Ansprechschwelle von etwa 30mA Fehlerstrom, um auszulösen. Er kann allerdings auch bei deutlich kleinerem Strom reagieren, wenn dieser über einen längeren Zeitraum fließt. Das wurde experimentell ermittelt und es stellte sich heraus, daß abwärts von 10mA Fehlerstrom kein FI auslöst. Der gewollte Fehlerstrom, den ich dazu verwende, um eine Polwendung mittels Relais zu erzwingen, ist ungefährlich.

In diesem Aufbau wurde folgendes Relais verwendet:
FINDER, Type 40.52, Spulenwiderstand 28kOhm bei 230V- / entspr. ca. 8,5mA (z.Zt. bei POLLIN unter der Bestellnr.: 340 496 , Euro 4,30)

Automatischer Allstrom-Polwender

Automatischer Allstrom-Polwender

Natürlich können auch andere Relais verwendet werden. Jedoch gilt immer, dass die Spule nie mehr als 10mA bei 230V ziehen darf und es muss natürlich ein zweifacher Wechsler sein.

Hier gibt es diesen Artikel inklusive der Zeichnungen als pdf zum Downloaden (ca 2Mb).

Viel Erfolg !
Diogenes

Über Diogenes

Radio- u. Fernsehtechniker

5 Beiträge zu “Automatischer Allstrom-Polwender”

  1. Tilo sagt:

    Vielen herzlichen Dank, lieber Diogenes, für diese interessante und vor allem nützliche Anleitung zum Nachbau dieses autom. Polwenders! Gerade ich bin in Bezug auf die Allstromtechnik immer sehr ängstlich, daher wird dieser Bausatz unbedingt in meinen nächsten Allströmer Einzug halten!
    Vielen Dank und beste Grüße!
    Tilo

    1. Diogenes sagt:

      Hallo Tilo,
      .
      es wäre sicherlich sinnvoll, wenn Sie den provisorischen Aufbau, den ich Ihnen zugeschickt habe -mit Glühlampe stellvertretend für den Empfänger-, abbilden.
      .
      Dabei ist es wichtig, daß der Betrachter einen Blick in die Relaiskammer werfen kann, um den Umschaltvorgang (die Polwendung) sehen zu können.
      .
      Ein „Kurzfilm“ wäre nicht schlecht, in Anwesenheit eines Phasenprüfers.
      .
      Ich glaube, daß ist die beste Möglichkeit, dem Betrachter die Funktionsweise zu verdeutlichen.
      .
      Antwort wäre nett, danke.
      .
      Viele Grüße !

      1. Frank Henze sagt:

        Hallo liebe OM ’s,

        ich möchte nur kurz meinen „Senf“ zum automatischen Polwender dazugeben. Zweifellos eine geniale Apparatur. Doch den in der Hausinstallation vorhandenen FI-Schalter für diesen Zweck zu „missbrauchen“ erscheint mir, auch aus Sicherheitsgründen, ziemlich problematisch. Zumal die Beschaffbarkeit eines Relais mit derart geringer Stromaufnahme auch nicht ohne Schwierigkeiten sein wird. Pollin versendet zumeist nur zeitlich begrenzte Angebote. Das habe ich oft genug selber erfahren . . .

        Mein Vorschlag wäre schlicht und ergreifend ein „richtiger“ T r e n n – Transformator. Dieser bietet 100pro galvanische Trennung vom Stromnetz. Recherchen bei den „üblichen“ Versendern führen bestimmt zum Erfolg, so ein Teil zu erstehen. Oder Flohmarkt (?)

        Übrigens habe ich vor vielen Monden bei Pollin (!) einen 1:1 Netz-Trenntrafo in der Größe M102 bekommen. Waren wohl knapp 10 D-Mark damals. Durch die „systemimmanenten“ Verluste kommen sekundär so ca. 220 Volt AC raus. Also genau richtig für unsere geliebten Heiligtümer, die guten alten „Radio-Veteranen“ . . .

        Beste Grüße !

  2. Günther Zöppel sagt:

    Also ich kann meinem Vorredner Frank Henze nur beipflichten. Den FI zu mißbrauchen ist nicht nur ein Kavaliersdelikt, sondern hat auch erhebliche rechtliche Konsequenzen, wenn aufgrund der realisierten Schaltung was passiert. Jede Versicherung lehnt dann Schadenersatzansprüche ab, und man würde sich u.U. zeitlebens unglücklich machen, wenn jemandem körperlicher Schaden entsteht, wenn z.B. die Relaiskontakte mal „hängen“ oder bei den geringen Kontaktabständen Überschläge auftreten. Ein Trenntrafo ist da, wie gesagt, wesentlich sicherer und für den gestandenen Radiobastler nicht unerschwinglich. Nur dieser gewährleistet eine g a l v a n i s c h e Trennung vom Netz !!! Mag nun jeder selbst einschätzen, wie er verfährt. Gruß, Günther

  3. Tom sagt:

    Ich sehe diese Konstruktion ebenfalls sehr problematisch. Ich würde ebenfalls nur einen Trenntrafo benutzen. Sowas kann man sich auch aus 2 gleichen Klingeltrafos bauen. Den ersten Trafo mit 230V einspeisen und den 12V Ausgang auf die 12v Seite des 2. Trafos klemmen. Dann hat man wieder 230V und eine sehr sichere galvanische Trennung.
    Gruß Tom

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert