Ein Besucher von bastel-radio.de schrieb mich an, da er von seiner Oma ein Erbstück besitzt, welches leider nicht mehr spielt. Könnte ich mir das mal ansehen und reparieren? Da es sich um einen Grundig 2268 handelt, ein „kleinerer Grundig“ – irgenwo zwischen Wohnzimmer- und Küchenradioklasse einzuordnen, dachte ich mir: „Kann ja nicht viel sein mit seinen 6 Röhren.“ Die Messung aller Röhren zeigte, dass es sich um ein typisches Oma-Radio handelt – fast alle Röhren sind an ihrem Lebensende angelangt, außer die EL84-Endstufenröhre. Vermutlich dudelte es den ganzen Tag lang, jedoch mit gemäßigter Lautstärke.
Leider war auch die EM84 defekt, da glühte noch nicht mal mehr die Heizung, musste sie also auch ersetzt werden. Aber der Reihe nach – erst mal alle Teerkondensatoren und Elkos raus, der Selengleichrichter auch gleich mit, da er durch einen verschleißfreien Siliziumgleichrichter ersetzt wird. Das Gehäuse des Sieb- und Ladeelkos schnitt ich mit dem Rohrschneider auf und nach dem Entfernen der alten Innereien befüllte ich ihn mit 2x 50µF und 450V spannungsfesten Elkos, die natürlich vorher mehrere Formierdurchgänge durchlaufen hatten. Den geringeren Innenwiderstand der Siliziumbrücke federte ich mit 120 Ohm ab und auch auf der Primärseite des Netztrafos bekam der Grundig 47Ohm in die Netzleitung, damit sich bei der allgemein herrschenden Netzspannung von 230V sich exakt 6,35V im Heizkreis ergeben. Eine Korrektur bezüglich des Widerstandes hinter Gleichrichter war nicht erforderlich, die Sollspannung von 270V am Ladeelko wird erreicht.
Die EABC80 musste auch ersetzt werden, da sie nur noch 20% ihrer Leistung besitzt.
Beim üblichen Reinigen der Kontakte im Tastensatz machte ich jedoch eine niederschmetternde Entdeckung:
Hier hat im Laufe der Zeit der Hebel des UKW-Tasters das Kunstoffregister durchgeschliffen und somit kann der Streifen mit den Kontakten nicht mehr mitgenommen werden. Da kam mir die Idee, vielleicht kann man eine Art Öse aufkleben, so dass der Hebel des Tasters wieder „greift“?
Ich reinigte den Registerstreifen, schliff und schmirgelte das Blech-U und klebte es mit Kraftkleber auf den Kunststoff-Schieber.
Nach dem Aushärten des Klebers betätigte ich den UKW-Taster ca. 50 mal, leider fiel dann das Metall-U einfach ab. Beim Inspizieren der Klebestelle fiel mir auf, dass am Metall kein Kleberest vorhanden war. Obwohl auf der Dose des Klebers „auch für Metalle“ steht, scheint er nicht dafür geeignet zu sein. Also sägte und feilte ich mir ein U aus stabilem Kunststoff. Bis heute hält es!
Beim Zusammenbau schaute ich noch kurz von unten zwischen Schallwand und Lautsprecher, auch hier lag ich mit meiner Vermutung richtig:
Hier hat der alte Max leider nur Schaumstoff verwendet, der sich nach all den Jahren fast in Staub auflöst.
Um ein überzeugendes Klangbild zu erzielen, muß der Lautsprecher an der Schallwand unbedingt abgedichtet sein, damit sich hinten im Resonanzraum (Radiogehäuse) der Bass bilden kann. Hier kann man selbstklebende Tür- und Fensterdichtung verwenden, oder wie ich – eine dicke Kordel einkleben.
Nun wurde wieder alles zusammengebaut, der Grundig spielt und ich hoffe, dass mit Gefühl die UKW-Taste gedrückt wird, damit geklebte „U“ noch lange hält.
Schön, dass dieses Radio schon bis 104Mhz geht, so hat Johanna auch ein paar mehr Sender als sonst gefunden.
Technische Daten:
Produktionsjahr: 1961/1962
6 Röhren: ECC85, ECH81, EF89, EABC80, EM84, EL84
6 AM-Kreise + 10 FM-Kreise
3 Lautsprecher, davon 2 Elektrostaten, Leistung 4W
Beim Grundig 2268 handelt es sich um die helle Nussbaumversion des technisch identischen Grundig 2260
Gehäuseabmessungen (BHT): 540 x 318 x 220mm, 8,7kg
Originalpreis damals 309.- DM
Hallo Tilo,
vielen Dank noch einmal für dafür dass Du unser Grundig-2268-Erbstück von unseren Großeltern aufgepäppelt hast!
Es funktioniert ausgezeichnet, so gut wie nie zuvor und hat einen Ehrenplatz in unserer Küche. Oma und Opa würden sich freuen wenn sie das sehen könnten.
Danke – und liebe Grüße, Mirco
Hallo mein lieber Tilo,
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gute Arbeit; Kompliment !
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Tja, dieser Pertinaxschieber ist eine „Neuralgische Position“ bei Geräten dieser Art.
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Nun haben Sie den Schieber (ist ja eigentlich auch ein Zieher) mit einer Prothese versehen, was ja eigentlich die einzige Möglichkeit ist.
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Vorsichtiges Betätigen der UKW-Taste allein wird vielleicht nicht zur Schonung der Prothese beitragen. Die Zug-KRÄFTE, die hier wirken, sind entscheidend.
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Ich kann mir vorstellen, daß eine wirksame Entlastung erwirkt wird, wenn man die UKW-Taste ständig gedrückt läßt und das Gerät über einen ZWISCHENSCHALTER Ein- bzw. Aus schaltet. Dann fallen zumindest die wechselnden Zugbelastungen weg. Die Zugspannung bleibt natürlich weiter bestehen.
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Solche Zwischenschalter gibts an jeder Ecke; es ist ein Stecker mit einer Steckdose und einer Kontrollampe mit Schalter in einem Gehäuse; man nennt das „Zwischenstecker“ oder so.
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Ist nur so ein Gedanke …
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Viele Grüße aus dem Faß ….
Oder mal als universelles Reparaturwerkzeug einen modernen 3-D-Drucker anschaffen, damit kann man inzwischen für weniger als 300 Euro erstaunlich haltbare Ersatzteile erzeugen 😉 Wäre auch ein universeller Helfer für zerbrochene Gitternetze und Skalenzeiger…
Hallo Tilo,
welchen Leistung müssen die Widerstände vertragen, die Du in die Netzleitung einfügst?
Danke und Grüße,
Uli
Hallo Uli, ab 5 Watt aufwärts – je größer, umso besser. Am besten ist es, den Vorwiderstand auf dem Chassisblech zu montieren, damit die Wärme gut abgeführt werden kann. Hierzu habe ich mir Metallnagelschellen in diversen Größen im Onlineauktionshaus besorgt.
Beste Grüße
Tilo
Dankeschön für die Infos.
Ich habe diverse Zement und Leistungswiderstände. Mal sehen was unter 100 Ohm so dabei ist.
Übrigens: Vielen Dank übrigens für Deinen Blog und die ganzen Hintergrundinfos darin. Dein Artikel zur Nordmende Elektra 58 hat mich vor einiger Verwirrung bzgl. der geschirmten R/C Kombi bewahrt 🙂
Ich habe grad eine auf dem Tisch, die ich für meinen Vater wieder fit mache.
Viele Grüße,
Uli