Dänisches Schmuckstück

Mit der Bitte dieses Radio zu reparieren, steht nun dieses LL Minerva FM-AM 561 in meiner bescheidenen Werkstatt. Aus dem Hause Linnet & Laursen in Dänemark stammt dieses Schmuckstück mit seinem außergewöhnlichem Design. Ungewöhnlich die externe Skalenscheibe und die geschwungene Form des Gehäuses.

LL Minerva FM-AM 561

LL Minerva FM-AM 561

Eigentlich ganz gut erhalten, wäre da nicht der schadhafte Stoff der Schallwand. Mal sehen, was da los ist.

eine tolle Form

LL Minerva FM-AM 561

Vieles an diesem Minerva ist ungewöhnlich: die Form, die Skalenscheibe, die Chassisfarbe und selbst die Antennenstecker scheinen eine Eigenentwicklung zu sein.

Chassis vom Minerva 561

Chassis vom Minerva 561

LL Minerva FM-AM 561

LL Minerva FM-AM 561

Das Gerät besitzt keinen Netztrafo, ist also ein Allströmer mit U-Röhren, es verspricht damit etwas heiter und vor allem anders bei der Überholung zu werden, da sich hier die Vorgehensweise gegenüber „normalen“ Radios mit Netztrafo sehr unterscheidet.

LL Minerva FM-AM 561

die Rückwand

Bevor es hier zur technischen Sache geht, stelle ich die Firma Linnet & Laursen (LL) etwas nächer vor:

Linnet & Laursen, LL, ein dänischer Radio- und Fernsehhersteller von 1946 – 1965 unter dem Namen LL, wurde für seine Qualitätsprodukte und schönen Schränke bekannt. Die beiden Gründer, Radio-Ingenieur Harald Linnet (1901-1986) und Hauptbuchhalter Valdemar Hofman Laursen (1907-1987), der seinen Namen der Gesellschaft gab, arbeiteten seit den 20er Jahren bei Bang & Olufsen und entschieden sich nach einem Studium in den USA, sich durch einen Firmengründung selbstständig zu machen.
Ihre Fabrik entstand zuerst in Valby, zog aber im Jahr 1953 nach Vanloese. Im Jahr 1947 entstanden die ersten LL Radios „Capella“ und „Kardinal“. Spätere Produkte waren u.a. Primas (die FM-Version hatte nicht weniger als 21 Röhren!), Apollo, Piccolo, Piccolet und Monark. Im Jahre 1952 brachte LL sein erstes Fernsehgerät auf den Markt.
Der große Verkaufserfolg führte zu einem Bedarf an mehr Platz, und daher zog die Fabrik mit ihren 700 Mitarbeitern von 1959 bis 1960 nach Rødovre. Meinungsverschiedenheiten im Management und die hohen Preise aufgrund der hohen Qualität und der anhaltenden Konkurrenz von Bang & Olufsen führte 1965 zu eine Schließung der Fabrik. In seinen 19 Firmenjahren erreichte die Herstellung ca.. 150.000 Funkempfänger und eine ähnliche Anzahl von Fernsehgeräten.
Eine breite Palette von LL-Geräte können im Radiomuseum in Ringsted besichtigt werden.

Hier zwei Videos aus der Firmenchronik:

LL – Firmenchronik Teil 1

LL – Firmenchronik Teil 2

Bei diesem Modell ist das Chassis nur an der Vorderseite befestigt, nach dem Abschrauben kann man es samt Skale & Schallwand nach hinten herausziehen.

Minerva FM-AM 561

Chassis mit Schallwand

Nun muss man die Bedienknöpfe abschrauben, um die Skale zu entfernen. Bei den kleineren Knöpfen befindet sich wie gewohnt eine Madenschraube zur Befestigung. Bei den beiden großen Knöpfen muss man sie vorsichtig nach vorne hebeln, da sie nur von Klemmen bzw. Federblechstreifen auf den Achsen gehalten werden.

Minerva FM-AM 561

Bedienknöpfe

Sind die Knöpfe entfernt, gelangt man zu den Haltern der Skalenscheibe, in denen sitzt auch die Skalenbeleuchtung. Schraubt man diese Halter ab, kann man die Skale abnehmen.

Minerva FM-AM 561

Hinter dem Skalenglas

Nun den Zeiger, der auf einer Achse montiert ist und im Schlittenprinzip gezogen wird, abschrauben und die Schrauben zum Chassis lösen, dann kann man die Schallwand entfernen.

Minerva FM-AM 561

Der sieht ja wie neu aus!

Minerva FM-AM 561

Chassis von unten

Technische Daten:

Produktionsjahr: 1955/56
7Röhren: UCH81, UF80, UM4, UABC80, UAF42, UCC85, UL84

Und hier gibt es den Schaltplan als pdf-Download.

 

11 Beiträge zu “Dänisches Schmuckstück”

  1. Diogenes sagt:

    Das hier ist auch nicht uninteressant:

    http://www.minervaradio.com

  2. Diogenes sagt:

    Ein wunderschönes Gerät, ohne jeden Zweifel !
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    Nur hat dieses hier zur Debatte stehende Gerät nicht nur SECHS, sondern SIEBEN Röhren.
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    Das rührt daher, als das es sich um einen FM-Super handelt; also ein Radiogerät der frühen bis mittleren 50-er Jahre, mit denen man bereits UKW-Sender empfangen konnte.
    .
    Diese siebte Röhre erkennt man auf den Abbildungen (von hinten betrachtet) oben links auf der Dreko-Konstruktion.
    Auch der Dreko selbst läßt diese „FM-Vermutung“ zu: Es sind zwei kleinere „Dreh-Kämme“ erkennbar.
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    Vermutlich handelt es sich bei der zusätzlichen Röhre um eine „UCC85“, abgekupfert aus der damaligen PHILIPS-Allstrom-Technologie. (Philetta und Co.)
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    Da keine Gleichrichterröhre erwähnt wird bzw. zu erkennen ist, kann man davon ausgehen, daß dieses Gerät einen Selen-Gleichrichter im Netzteil hat. .
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    Bei Allströmern kann ausschließlich eine „Einweg-Gleichrichtung“ angewendet werden; Zwei-Weg- bzw. Brückengleichrichtung kann aufgrund der Allstrom-Architektur niemals funktionieren.
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    Aufgrund dieser Art der Gleichrichtung ist der Ladeelko besonders beansprucht und bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Bei erforderlichem Ersatz ist auf höchste Qualität des Ersatzelkos zu achten; insbesondere die Strombelastung betreffend.
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    In Ermangelung eines Schaltplanes ergeben sich zusätzliche „Hindernisse“ bei der Instandsetzung.
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    Bevor jetzt nun einfach „Drauflosrepariert“ wird, sollte mein weiterer Bericht abgewartet werden, der in aller Kürze folgt.
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    Naja: Staub wischen und Lastwiderstände prüfen kann man ja schonmal …
    .

    Viele Grüße aus der großen Kathode !

    1. Tilo sagt:

      Prima! Die kleine „Falle“ gefunden! Es hat 7 Röhren und Ihre Vermutung liegt richtig: es ist die UCC85!
      Ich werde es sogleich oben berichtigen.
      MfG
      Tilo

  3. Diogenes sagt:

    Die externe SKALENSCHEIBE betreffend könnte folgendes zutreffen:
    Diese Skalenscheibe kann ohne großen Aufwand von AUßEN ausgewechselt werden, also ohne das Radiogerät umständlich zerlegen zu müssen.
    .
    In den 20-er und 30-er Jahren wurde diese Methode von einigen Herstellern angewendet -wie mir zu Ohren kam-, die ihre Geräte in andere Länder exportierten. Unter anderem gab es wohl auch von PHILIPS solche Geräte, die teilweise und u.a. in die verschiedenen skandinavischen Länder, nach Frankreich und auch in die USA exportiert wurden. Der Grund ist also einfach zu verstehen: Er liegt schlicht in der SPRACHE !
    Ein einziges Radiomodell, soundsoviel verschiedene Länder, also auch soundsoviel verschiedene Skalenscheiben in den unterschiedlichen Sprachen, fertig !
    Vielleicht war das bei diesem -sehr präzise aufgebauten- Minerva-Radio ja auch so …
    .
    Na dann !

  4. Diogenes sagt:

    UCC85: Damit liegt dieses Gerät bereits seeehr weit vor den damaligen „Kollegen“, wie z.B. GRUNDIG mit der äußerst unzureichenden „EC92“; mickriger Empfang (zu kleine Empfindlichkeit), schlechte Trennung, miserabler Sound…
    .
    Ich habe den Eindruck, daß bei diesem wunderbaren Gerät ein Pate namens „PHILIPS“ parat stand. Ein ganz klarer Garant für höchste Empfangsempfindlichkeit und sauberste Übertragung!
    .
    Ein Indiz dazu ist der kleine zylindrische HF-Trimmer, der sich in unmittelbarer Nähe der UCC85 befindet. Diese Trimmer finden sich sehr häufig in sämtlichen PHILIPS-Geräten…
    .
    Ich bin mal sehr gespannt, welche (Empfangs-) Ergebnisse unser Tilo nach erfolgter Überarbeitung dieses Radios vermerken kann …
    .
    Na, dann mal fleißig loslegen mit dem „bösen Allströmer“ …

  5. Diogenes sagt:

    MINERVA- ein ALLSTROMGERÄT !
    .
    Die Vorgehensweise u. auch die eventuelle „Gefahr“ bei der Instandsetzung von Radio- u. Fernsehgeräten unterscheidet sich nicht wesentlich zwischen ALLSTROM- u. WECHSELSTROMGERÄTEN. Das ist ein leider sehr verbreiteter Irrglaube; ja, sogar schon ein „Mythos“.
    .
    Nämlich ist man in ALLEN Fällen und IMMER mit sehr hohen Spannungen konfrontiert, die unabhängig von der galvanischen Netztrennung sehr gefährlich sein können.
    .
    Sicherlich ist es „besser“, wenn der Reparateur einen TRENNTRANSFORMATOR zu Verfügung hat; es schützt ihn vor unmittelbarem Kontakt zwischen dem stromführenden Leiter (Phase) und dem allgemeinen Erdpotential (Null bzw. Erde).
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    Diesen TRENNTRANSFORMATOR setzt man aber IMMER ein, also auch bei Geräten mit eigenem Netztrafo (Wechselstromempfänger).
    .
    Die wirkliche Gefahr liegt in dem Kontakt zur ANODENSPANNUNG, einer sehr hohen GLEICHSPANNUNG, die im Gerät gewonnen wird, um überhaupt die Röhren versorgen zu können.
    .
    Diese ANODENSPANNUNG ist übrigens bei Geräten mit Netztrafo deutlich höher als bei ALLSTRÖMERN. Bei manchen Geräten können diese Spannungen sogar 750 Volt betragen !
    .
    Bei Allströmern kann eine solch hohe Spannung nicht erzeugt werden; das hat mit der Grundkonstruktion der ALLSTROMTECHNIK zu tun, die solch hohe Spannungen mangels Transformation überhaupt nicht zuläßt.
    .
    Nun gut: Ein wichtiger Tip gehört hier noch hin:
    Wer keinen TRENNTRAFO hat, sollte die Gefahr deutlich verringern, indem er einen einfachen PHASENPRÜFER (das ist ein kleiner Schraubendreher mit einer integrierten Glimmlampe, gibts im Baumarkt für 1-2 Euro) zu Hilfe nimmt und prüft, ob die Glimmlampe bei Kontakt mit dem Chassis aufleuchtet, wenn der Allströmer ans Netz angeschlossen und eingeschaltet ist. Leuchtet die Glimmlampe auf, ist es gefährlich; nun zieht man den Netzstecker raus und steckt ihn um 180 Grad verdreht wieder hinein. Nun muß die Glimmlampe dunkel bleiben. Damit ist zumindestens sichergestellt, daß die „Phase“ nicht am Chassis liegt.
    .
    Fortan kann -unter der ohnehin gebotenen Vorsicht- an dem Gerät weitergearbeitet werden.
    .
    Viel Erfolg …

  6. Diogenes sagt:

    TOASTER und HEIZ-KONVEKTOR -beides ALLSTROMGERÄTE !
    .
    Um nur zwei Geräte zu nennen, mit denen wir uns heute noch umgeben.
    .
    Dann noch DURCHLAUFERHITZER, SANDWICHTOASTER, WAFFELEISEN und und und …
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    Also mal keine Bange !
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    Ran an den Feind !
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    Aber: Immer die -ohnehin- gebotene Vorsicht bei hohen Spannungen wahren !
    .
    HIER NOCH EIN PAAR TIPS:
    (Aber alles unter der Voraussetzung, daß mit einem Phasenprüfer festgestellt wurde, daß die Phase nicht am Chassis liegt !)
    .
    Man sorge dafür, daß keinerlei Bezug zur „Erde“ bestehen kann, wie beispielsweise irgendwelche Schutzleiter (Schutzleiter entspricht ERDE bzw. NULL-LEITER) von Lampen, Lötkolben etc.
    .
    Meßgeräte sollten „enterdet“ sein.
    .
    Ebenso sollte der Fußboden unterhalb des Arbeitsplatzes isoliert sein. Das erreicht man durch Auslegen einer Gummimatte oder ähnlicher hochisolierender Stoffe. Somit können die Füße keine Verbindung zum Erdpotential bekommen.
    .
    Das alles ersetzt natürlich nicht die galvanische Trennung, verringert allerdings die Risiken deutlich !
    .
    Und nun viel Erfolg bei der Arbeit.

  7. Diogenes sagt:

    …das Gerät hat große Ähnlichkeit mit dem Typ „583“.
    Vielleicht lohnt es sich, hier mal nachzuforschen.
    Und – Weiter gehts !

  8. Diogenes sagt:

    MINERVA – mit „UL84“ als Endröhre !
    .
    Die „UL84“ ist NICHT vergleichbar mit der „EL84“ !
    .
    Vergleichbar ist sie (von den Heizdaten abgesehen) mit den Röhren „PL84“ und „EL86“ !
    .
    Allerdings sind diese Röhren keinesfalls gegeneinander austauschbar !
    .
    Es geht hier nur um die elektronischen Eigenschaften einschl. der Sockelbelegung.
    .
    Die „UL84“ ist genauso wie die „PL84“ eine Allstromröhre, benötigt allerdings nur einen -konstanten- Heiz-STROM von 100 mA, hingegen die „PL84“ einen -konstanten- Heiz-STROM von 300 mA erfordert.
    Die „EL84“ jedoch benötigt eine -konstante- Heiz-SPANNUNG von 6,3 Volt.
    .
    Weil in Allströmern naturgemäß keine Transformierung stattfindet, müssen Allstromröhren mit deutlich niedrigeren Anodenspannungen auskommen.
    Bei der „UL84“ und der „PL84“ liegen die Anodenspannungen demgemäß bei etwa 170 Volt, hingegen bei der „EL84“, die in Wechselströmern verwendet wird, aufgrund der Transformationsmöglichkeit 250 Volt angewendet werden können.
    .
    Das hat Einfluß auf den „Abschlußwiderstand“ der Röhren. In diesem Zusammenhang wird deutlich, daß die Innenwiderstände der Ausgangsübetrager, die schließlich die Röhrenleistung an die Schwingspulen der Schallwandler (Lautsprecher) transportieren muß, stark variieren.
    Dieser Abschlußwiderstand wurde bei der Konstruktion der Allstromröhren (hier UL84 u. PL84) auf ca. 2,4K-Ohm, bei der Wechselstromröhre (hier EL84) auf 5,3 K-Ohm errechnet.
    .
    Somit ist eine etwa gleiche Leistungsausbeute möglich.
    .
    Es gibt aber noch einen weiteren Vorteil durch diesen relativ kleinen Abschlußwiderstand der Allstromröhren: Man kann unter gewissen Umständen damit sogenannte „Eisenlose Endstufen“ bauen, indem auf den AÜ verzichtet und der Spulenwiderstand des Schallwandlers anstatt 5 Ohm auf ca. 800 Ohm erhöht wird !
    .
    Allerdings wurde das in der Praxis kaum verwirklicht.
    .
    Und damit nähern wir uns der Charakteristik der Wechselstromröhre „EL86“, die nämlich eigens zu diesem Zwecke entwickelt wurde. Darauf gehe ich an anderer Stelle genauer ein.
    .
    Gleich gibt’s noch was zum Thema Maggiauge „UM4″…
    .
    Gruß in die Runde !

  9. Diogenes sagt:

    Hallo Tilo,
    .
    wie siehts denn nun aus mit der weiteren Entwicklung in der Instandsetzung dieses feinen Gerätes?
    .
    Mein Umbausatz für die „UM4“ ist ja nun bei Ihnen angekommen.
    .
    Wäre schon schön, wenn das Gerät demnächst in vollem Glanze bewundert werden könnte…
    .
    Wann geht es denn weiter?
    .
    Mit besten Grüßen

  10. Kurt Arndt sagt:

    Hallo,
    ich bin seit gestern Besitzer eines (einer?) Minerva 561. Ist weder bei GFGF noch rm.org bekannt. Vielen Dank für den Stromlauf und weitere Infos.
    Gruß aus Kiel ( wo man öfter mal skandinavische Röhrenradios findet )
    Kurt

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