Mein erster Rundskaler

Als Geschenk von einem Arbeitskollegen bekam ich mein erstes Radio mit Rundskala, ein englischer Ultra Electric Ltd. ET4011 Baujahr 1947. Sein Schwiegervater besitzt einige Sammlerstücke, die er leider in einer Scheune einlagert. Vermutlich will er seine Sammlung verkleinern oder gar auflösen, die Scheune befindet sich in Belgien. Leider besitzt der kleine Engländer keine Rückwand mehr und der Lautsprecher ist auch verloren gegangen.

Ultra Electric Ltd ET4011

Ultra Electric Ltd ET4011

Das kleine Gehäuse besteht aus dunkelbraunem Bakelit und ich würde es als Küchenradio bezeichnen, es ist gerade mal 30cm breit und knapp 20cm hoch.

Ultra Electric Ltd ET4011

Great Britain Radio

Das Radio besitzt 4 Mazda-Röhren: TH41, VP41, PEN45DD und die UU6.

Ultra Electric Ltd ET4011

4-Röhren

Leider besitzt es auch keinen Lautsprecher mehr.

Gehäuse des ET4011

Gehäuse des ET4011

Hier ist mir auch noch nicht klar, wie der fehlende Lautsprecher befestigt wurde, es befinden sich keinerlei Halterungen oder Schraubstifte zur Aufnahme des Lautsprecherchassis am Gehäuse.

Ultra Electric Ltd ET4011

Typenschild des ET4011

Die Verdrahtung sieht auch schon sehr bröselig aus, hier wartet leider viel Arbeit.

Ultra Electric Ltd ET4011

Chassis des ET4011

Mal ein Blick unter das Chassis:

Chassis des ET4011

Chassis von unten

Aber das Highlight an dem Engländer ist die wunderschöne Rundskala:

Rundskala des ET4011

Frontansicht des Chassis

Ja, der Netztrafo sieht auch gruselig aus! Wollen wir hoffen, dass er nicht zu viel Hitze womöglich durch einen Kurzschluss abbekommen hat.
So, nun erst mal einen Schaltplan besorgen!

2 Beiträge zu “Mein erster Rundskaler”

  1. Diogenes sagt:

    Ein schönes Gerät, so klein es auch ist, es ist ein „Superhet“ mit sechs Kreisen!

    Ja, Tilo, und auch schön viel Arbeit, die da auf Sie zukommt…

    Um mal vorsichtig zu beginnen: Erst mal den Netztrafo prüfen. Der sieht fürwahr „gruselig“ aus, das muß aber nix heißen…

    Dazu bietet sich provisorisch folgendes Verfahren an:

    1. Zunächst die BETRIEBSSPANNUNGS-VOREINSTELLUNG überprüfen; steht diese auf 240Volt? Falls nicht, bitte korrigieren.

    2. Eine FEINSICHERUNG ist bei britischen Geräten i.d.R. im NETZSTECKER verbaut, der ohnehin in Deutschland nicht passt. Hier muß also später, falls eine Wieder-Inbetriebnahme des Gerätes möglich sein sollte, auf dem Chassis ein Si-Halter NACHGERÜSTET werden.

    3. Alle RÖHREN und die SKALENLAMPE entnehmen, um die Sekundärwicklungen des Trafos zu entlasten. Da es sich um eine Zweiweg-Gleichrichtung handelt, wird durch die Entnahme der Gleichrichterröhre auch die Anodenwicklung des Trafos lastbefreit.

    4. VOLTMETER an die Fassung der Skalenlampe anschließen und einschalten

    5. REGEL-TRENNTRAFO auf Null Volt stellen, Trafozuleitung anschließen.

    6. Spannung am REGEL-TRENNTRAFO langsam hochfahren, dabei Sekundärspg. an Skalenlampenfassung und gleichzeitig Leistungsanzeige (Wattmeter) am Regeltrafo beobachten. Steigt die Spannung an der Skalenlampenfassung und bleibt die Leistungsaufnahme gering, die Netzspg. langsam immer weiter erhöhen, bis die Spg. an der Skalenlampenfassung bei etwa 4,5…5 Volt liegt.

    Sollten sich keine Auffälligkeiten ergeben, das ganze für 20…30 Minuten so belassen und stets die Instrumente überwachen.

    7. Nach dieser Zeit Prüfling vom Netz trennen (bzw. Regel-Trenntrafo AUS) und den Trafo nach Überwärmung abfühlen. Er dürfte sich NICHT erwärmen, weil keine Last anlag.

    8. Ist der Trafo kühl, nun die Heizwicklung (über die Skalenlampenfassung) mit einer Last, beispielsweise einer Glühlampe 6V/20W, versehen und den vorigen Test wiederholen.

    HINWEIS: Die Heizwicklung ist ausgelegt für 4,0Volt, die Strombelastbarkeit liegt bei ca. 4,2 Amp. (Summe der drei Röhren plus Skalenlampe; die Heizung der Gleichrichterröhre wird von einer separaten Wicklung versorgt).

    Natürlich wird sich der Trafo hier nach 20…30 Minuten unter Last etwas erwärmen, das ist nicht unnormal. Hier muß man sich auf seine Erfahrungen und Sendorik verlassen. Die Finger verbrennen sollte man sich natürlich nicht…

    Sollte auch das ohne Auffälligkeiten verlaufen sein, sollte man zusätzlich noch die ANODENWICKLUNG des Trafos prüfen. Hierzu AC-Messung im Wechsel an Pin 3 und Pin 5 der Fassung der „UU6“ gegen Masse durchführen. Mangels Schaltplan kann ich keine genauen Angaben üb. die Anodenspannung machen, es dürften aber so um die 250Volt sein (ohne Gewähr!).

    Nun werde ich mich mal gemütlich mit den Röhrendaten befassen und mir noch weitere Gedanken zum Gerät an sich machen.

    Ich melde mich dann wieder,

    bis dahin: „Frohe Ostern“!

    Diogenes

  2. Diogenes sagt:

    Hallihallo,

    jetzt wird sich aber einer freuen!

    Ja, Tilo, ich habe nach langem wühlen Unterlagen einschl. Schaltpläne zu dem Radio auftreiben können, und dazu noch „Einen Sack an Informationen“.

    Die Unterlagen sind in Papierform und gehen Ihnen in den nächsten Tagen per gewöhnlicher Briefpost zu.

    Aber zunächst zum Thema LAUTSPRECHER:

    Es handelt sich um einen permanentdynamischen LS, koaxial, 5 Zoll (12,7 cm), vermutl. 5 Ohm, wie damals üblich, und ist ursprünglich per Winkelkonstruktion am Chassis -also nicht im Gehäuse- fest montiert. Der AÜ befindet sich unter dem Chassis.

    Hierzu habe ich einen Link zu einem YouTube-Beitrag, dort bitte in der Zeitskala bei 2:40 und 15:50 schauen.
    Da kann man sehen, wie der LS montiert ist. Dabei handelt es sich um ein nahezu baugleiches Gerät, Model „T401“. Übrigens ist der gesamte Beitrag ganz gut.
    Sehen Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=RSXS8C6PJfM

    Der Betriebsspannungs-Wahlschalter befindet sich bei dem Modell „ET 4011“ übrigens schräg hinter der Endröhre „PEN45DD“ auf der Chassisoberfläche schräg neben dem Netztrafo.
    Der Typ „T401“ unterscheidet sich vom „ET4011“ u.a. durch eine andere Anordnung des Betriebsspannungs-Wahlschalters, auch hat der „ET4011“ eine weitere Netzspannungseinstellungsmöglichkeit für 100-120V, die beim „T401“ nicht verfügbar ist. Dringend auf die ZUSÄTZLICHE Umschaltung achten!

    Beide Geräte wurden ab 1946/47 vermarktet.

    RÖHREN:
    Alle Röhren in diesen Geräten haben „Oktal-Sockel“ (Oktal-8-Pol GB). Im Unterschied zu amerikanischen und einigen deutschen u. russischen Oktal-Röhren sind die Heizfadenanschlüsse bei britischen Oktal-Röhren nicht auf den Pins 2 und 7, sondern auf den Pins 1 und 8 angelegt.

    Die Gleichrichterröhre „UU6“ ist ein Zweiweg-Gleichrichter, HALB-INDIREKT beheizt. Das heißt, daß die Kathode mit einem der beiden Heizfadenanschlüsse intern verbunden ist, in diesem Falle mit Pin 1 (NICHT Pin 8 !).

    WICHTIG: Sollte eine Röhren-Ersatzschaltung wegen Defekts der „UU6“ mittels zweier Dioden (1N4007) notwendig sein, so ist unbedingt darauf zu achten, daß die Kathoden dieser Dioden (über einen zu ermittelnden Vor-Widerstand) an Pin 1 der Fassung gelegt werden, auf keinen Fall an Pin 8 !

    Als Ersatz für eine evtl. nicht erhältliche „UU6“ bietet sich auch die Verwendung einer „AZ31“ an; diese Röhre ist technisch geeignet, hat auch einen Oktal-Sockel, jedoch muß die Fassung umverdrahtet werden, weil einige Anschlüsse anders belegt sind. Möglicherweise kommen auch noch andere Gleichrichterröhren in Betracht, da muß ich noch schauen.

    Zu den anderen Röhren komme ich dann beim nächsten Mal.

    Frohe Ostern an die Runde,

    Diogenes

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